Das war mal Zukunft

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'Das war mal Zukunft' ist eine 12” Maxi Vinyl-Single (18:54 min.) dessen Plattencover mittels einer Linotype Maschine Modell 54 Delta im kleinen Drucksaal des Museums für Druckkunst Leipzig gestaltet wurde.
Zu hören sind die Geräusche der Linotype während der Arbeit am Plattencover: Das Klackern der Tastatur, das Klirren der Messing-Matrizen, das dumpfe Stampfen des Gießrads und der Kurvenscheiben nach Betätigung des Auslösehebels, das schnelle Ticken des Ablegers beim Rückführen der Matrizen sowie das laute Scheppern, wenn diese wieder in das Magazin rutschen. Sobald die Matrizen wieder im Magazin sind, geht der Kreislauf von Neuem los, die nächste Zeile wird gesetzt. Die Tonaufnahme wurde mit einem digitalen Aufnahmegerät gemacht. Seite A beginnt mit dem Einschalten der Linotype. Seite B endet mit dem Ausschalten der Maschine. Die digitale Audiodatei wurde in einem Plattenpresswerk in Leipzig weiterverarbeitet und als Platte aus Polyvinylchlorid in einer Auflage von 100 Stück hergestellt.


Das Bild auf der Plattenhülle von 'Das war mal Zukunft' setzt sich aus Einsen und Nullen zusammen, dabei steht die 1 für weiß und die 0 für schwarz – und verweist damit auf die zur Verarbeitung digitaler Informationen verwendete Maschinensprache, dem binären Code. Die Zeilen aus Einsen und Nullen sind nach dem Gießen zu einem Block zusammengetragen worden und ergeben ein Bild, das auf einer Abbildung des Gießrads der Linotype in einem Handbuch basiert. Der Block ist der Druckstock für das Plattencover, das auf der FAG Andruckpresse im großen Drucksaal des Museums mit Silber Offset Farbe gedruckt wurde. Die Druckbögen mit dem Bild aus Einsen und Nullen wurden im Plattenpresswerk zugeschnitten, gefalzt und geklebt. Die Etiketten, die bei der Plattenpressung eingearbeitet worden sind ebenfalls mit der Linotype hergestellt und per Handpresse gedruckt.



Die Linotype ist eine Setzmaschine, die getippte Buchstaben, Zahlen und Zeichen in Blei als ganze Zeile gießt die zu einem Block zusammengefügt und als Druckstock weiter verwendet werden. Bis in die 1970er Jahre kam die Linotype vorwiegend beim Druck von Zeitungen aber auch für Bücher und Magazine zum Einsatz. Sie gilt als Bindeglied zwischen Handsatz und digitalen Gestaltungs- und Druckverfahren und trug maßgeblich zur Beschleunigung der Verbreitung von Informationen und Wissen bei.


'Das war mal Zukunft' verweist auf die Evolution von analogen Drucktechniken hin zu digitalen Technologien im Kontext globaler Wissensvermittlung und Informationstransfer. Produkt und Produktion unterschiedlicher Zeiten sind hier eng miteinander verwoben und zitieren sich gegenseitig. Im Versuch, digitale Bilder und Klänge mittels analoger Techniken zu reproduzieren, werden Grenzen und Vorteile der einzelnen Technologien spürbar. Es eröffnet sich ein Resonanzraum, in dem Fragen nach Effizienz, Qualität, Zeit und Fortschritt ineinander fließen und sich gegenseitig aufzulösen scheinen. Der harte Klang der Maschine holt uns jedoch auf den Boden der Tatsache zurück, und konfrontiert uns mit der Materialität und Sinnlichkeit unseres Selbst und der unserer Umwelt.

Die Arbeit enstand während des Artist in Residence Programms der Giesecke+Devrient Stiftung im Museum für Druckkunst Leipzig, Dezember 2020 bis März 2021.


Die Platte kann für 30 Euro (exkl. Versand) per E-mail bestellt werden.


Ein Video zum Herstellungsprozess gibt es hier.


Eine Hörprobe.



'Das war mal Zukunft' (That once was the future) is a 12” maxi vinyl single (18:54 min.) whose record cover was designed using a Linotype machine model 54 Delta based in the small printing room of the Museum for the Printing Arts in Leipzig. On the record you can hear the sounds of the Linotype during the production of the record cover: the clacking of the keyboard, the clatter of the brass matrices, the dull pounding of the casting wheel and the cam disks after actuating the release lever, the fast ticking of the cradle when the matrices are returned and the sharp rattle when they slide back into the magazine. As soon as the matrices are back in the magazine, the cycle starts again and the next line is set and cast. The sound recording was made with a digital recording device. Side A begins when the Linotype being switched on. Side B ends with the machine being switched off. The digital audio file was later processed in a record manufacture in Leipzig and pressed as a record made of polyvinyl chloride in an edition of 100 pieces. 


The picture on the cover of 'Das war mal Zukunft' is made up of ones and zeros, similar to a grayscale image consisting of pixels, either black or white. 0 stands for black and 1 for white, referring to the machine language used to process digital information, the binary code. The lines of ones and zeros cast by the Linotype have been combined into a block and result in an image reproducing an illustration of the Linotype casting wheel found in a manual. The printing block was set out on a printing bed of the FAG proofing press in the museum's large press room and printed with silver offset ink. The printed sheets with the image of ones and zeros were cut, folded, and glued by the record manufacture. The labels that were incorporated in the record pressing are also made with the Linotype and printed by hand press. 



Linotype is a typesetting machine that casts the typed letters, numbers, and characters in lead as a whole line, replacing the movable typesetting and printing invented by Gutenberg. Until the 1970s, the Linotype was mainly used for printing newspapers but also books and magazines. It is regarded as the link between manual typesetting and digital design and printing processes and contributed significantly to the acceleration of information and knowledge distribution.


'Das war mal Zukunft' refers to the evolution from analog printing techniques to digital technologies in the context of global knowledge and information transfer. Product and production from different times are closely interwoven here and cite each other. In the attempt to reproduce digital images and sounds using analog techniques, the limits and advantages of the individual technologies become noticeable. Questions about efficiency, quality, time, and progress arise, flow into one another, and seem to mutually dissolve.


'Das war mal Zukunft' was made during the Artist in Residence programme of the Giesecke+Devrient Foundation at the Museum for the Printing Arts in Leipzig, December 2020 – March 2021.


The record can be purchased for 30 Euro (ex. shipping) via E-mail.


Video of the production process.


Sound sample of the record.